EY ALTER WikiPriming

Der Begriff Priming kann als „Vorbereiten“ oder „Bahnen” übersetzt werden. Ein erster Reiz (Prime), der durch das menschliche Gehirn aufgenommen wird, beeinflusst die Interpretation und Reaktion auf nachfolgende Reize.

Das heißt der Prime aktiviert Vorstellungen, mit dem das später Erlebte in Verbindung gebracht wird. Durch diese Voreinstellung kann das eigene Verhalten beeinflusst werden. Auf das Thema „Altern“ geprimte Menschen zum Beispiel bewegen sich langsamer (1).

Das Priming-Konzept wird von Führungskräften in Unternehmen bewusst eingesetzt. Lob oder Tadel – es hat Auswirkungen auf die Motivation und die Leistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Priming bei EY ALTER

Auf die Einstellung kommt es an

Du bist schön, klug und weise oder, du bist hässlich, vergesslich und dumm! Nur Worte? Tatsächlich sind es Worte mit Wirkung. Verändert die angesprochene Person das Verhalten, spricht man von positivem oder negativem Priming.

Gemeint ist eine Art mentaler Voreinstellung oder Sensibilisierung, die auf die nachfolgende Handlung Einfluss nimmt. Neurologen bezeichnen dies als Reizfolge. Der erste Reiz öffnet Tür und Tor für bestimmte Bilder im Kopf. Der zweite Reiz wird von diesen Bildern überlagert und – je nach Bild – unterschiedlich verarbeitet und interpretiert. Diese Vorgänge im Kopf laufen in der Regel vollkommen unbewusst ab und halten oft nur wenige Minuten vor.

Übrigens können nicht nur Worte primen. Auch Gerüche oder Töne, eben alle Sinneseindrücke rufen Erinnerungen wach, die sich positiv oder negativ auf unser Handeln auswirken (2).

Experimente zu Priming:

Mehr Leistung – die Großhandelsstudie


Die Studie ist noch jung und belegt die Erfahrung vieler Führungskräfte: Komplimente und Lob fördern die Motivation und führen zu mehr Leistung. In einem Großhandel wurden aus einem Pool älterer Mitarbeiter zwei gleich große Gruppen gebildet. Beide sollten dieselbe Aufgabe erledigen, und zwar den Abgleich von Rechnungen mit Paketinhalten. Feiner Unterschied: Die eine Gruppe wurde vor der Ausführung der Arbeit mit positiven Begriffen wie „erfahren“ und „weise“ geprimt, die andere nicht. Die geprimten Mitarbeiter arbeiteten tatsächlich effektiver und schneller. Ihr Ergebnis nach gut vier Minuten war besser als das der Kontrollgruppe, die erst nach sieben Minuten die Arbeit beendet hatte.

Verjüngung – das Klosterexperiment


1981 machte ein Experiment von sich reden, das in einem Kloster in New Hampshire, USA, stattfand. Hier wurde eine Kulisse errichtet, die exakt dem Jahr 1959 entsprach. Die acht männlichen Bewohner im Alter von 70 und mehr Jahren sahen Filme aus der Zeit, hörten Musik von 1959 und hatten keine Möglichkeit, sich im Spiegel zu betrachten. Niemand behandelte sie wie 70-Jährige, und sie wurden aufgefordert, sich in ihr Ich von damals zurückzuversetzen. Nach fünf Tagen in dieser abgeschlossenen Umgebung „von früher“ ergaben Tests bei allen Teilnehmern eine deutlich verbesserte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit. Sie sahen sich selbst wieder als 50- bis 60-Jährige und leisteten entsprechend mehr.


Quellen

(1)
Bargh, J. A., Chen, M., & Burrows, L. (1996). Automaticity of social behavior: Direct effects of trait construct and stereotype activation on action. Journal of personality and social psychology, 71(2), 230.

(2)
Gamboz, N., Russo, R., & Fox, E. (2002). Age differences and the identity negative priming effect: an updated meta-analysis. Psychology and Aging, 17(3), 525.

Greenberg, J., Pyszczynski, T., Solomon, S., Rosenblatt, A., Veeder, M., Kirkland, S., & Lyon, D. (1990). Evidence for terror management theory II: The effects of mortality salience on reactions to those who threaten or bolster the cultural
worldview. Journal of personality and social psychology, 58(2), 308.

Kirchner, C., Völker, I. & Bock, O.L. (2015). Priming with age stereotypes influences the performance of elderly workers. Scientific Research Publishing, 6, 133-137.

Langer, E. J. (2009). Counterclockwise – Mindful health and the power of possibility. New York: Ballantine Books.

Mussweiler, T. (2006). Doing is for thinking! Stereotype activation by stereotypic movements. Psychological Science, 17(1), 17-21.

Verhaeghen, P., & De Meersman, L. (1998). Aging and the negative priming effect: A meta-analysis. Psychology and aging, 13(3), 435.

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